Petra Lies / Lilo. Ich tue, was mir Freude macht. Singen und Schreiben.    

Die etwas andere Nacht / Geschichte zum Halloween.

Mein Name ist Rosi und ich möchte Ihnen heute eine Geschichte erzählen, die ebenso unglaubwürdig als auch Wahr erscheint. Manche mögen vielleicht denken, dass ich es mir nur ausgedacht habe, aber es ist passiert, wirklich passiert und, wenn ich heute, nach so vielen Jahren mich daran erinnere, überkommt mich immer noch ein leises Gefühl der Angst.  

Die Nacht, von der ich heute erzählen will, liegt lange Zeit zurück. Und dennoch kommt es mir manchmal so vor, als wäre es erst gestern gewesen, als mich selbst das leise Rascheln der Blätter, der großen Eiche, die ich von meinem Zimmerfenster aus sehen konnte, in Angst und Schrecken versetzte. Als einzige Lichtquelle diente mir eine Kerze, die ich auf meinem Nachtisch stehen hatte. Ihr Flackern spiegelte sich auf meiner weißen Wand und manchmal dachte ich, während ich in meinem Bett lag ,mit hochgezogener Decke, so hoch, dass kaum noch meine Nasenspitze zu sehen war und ich die Schattenbilder ihres Lichtes sah, dass nichts besser meine Ängste hätte widerspiegeln können, als ihre unheimlichen Fratzen und Gestalten. Ich weiß nicht mehr, wie oft sich meine rechte Hand zur Seite bewegte und ich unbewusst den Griff, eines großen Beils umklammerte. Bereit sein, wenn das Unheil über mich hereinbricht, war mein einziger Gedanke. Irgendwann hielt ich, meine eigene Angst nicht mehr aus, schaltete meine kleine Nachttischlampe an, blies die Kerze aus und setzte mich kerzengerade hin und wartete! Worauf? Auf das ,wovor ich seit gefühlten Stunden schreckliche Angst hatte.

Ich saß einfach nur da, spürte meinen Herzschlag und lauschte auf jedes Geräusch. Gänsehaut überzog meinen Körper und ließ mich vor Angst zittern. Und dann plötzlich ein Knall, so als hätte jemand etwas umgestoßen. Mir blieb der Atem stehen und mein Herz schlug bis hoch zu meinen Ohren. Ängstlich umfasste das Beil, das ich vorsorglich neben mir hingelegt hatte. Sollte er nur kommen, dachte ich, als ich ein leises Geräusch auf dem Holzfußboden hörte. Geduckt unter meiner Decke und doch jederzeit bereit mich, wie ein Löwe, in seinem Dickicht, dem Unvermeidlichen zu stellen, umschloss meine Hand den Griff des Beiles noch fester. Plötzlich spürte ich etwas Weiches, warmes, das sich auf meiner Decke breit machte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als mir bewusst wurde, dass es unsere Katze war, die auf ihrer nächtlichen Wanderung durch meine elterliche Wohnung , wohl etwas umgestoßen haben musste und sich nun ihren Platz für die Nacht suchte. Ihre Anwesenheit und ihr durchdringendes Schnurren beruhigten mich etwas. Zärtlich streichelte ich ihr Fell und empfand ihre Gegenwart als äußerst angenehm und wohltuend. Eng lagen wir  beieinander, im Licht der kleinen Lampe und den tausend Geräuschen um uns herum, die mit jeder Minute lauter zu werden schienen. Irgendwann müssen wir beide wohl dann doch eingeschlafen sein. Denn, als ich meine Augen erneut öffnete, war heller Tag.

Benommen und noch immer die Angst der vergangenen Nacht spürend stand ich auf, ging in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine an. Nur langsam begriff ich, dass meine Sorgen, der vergangenen Nacht, wohl dann doch völlig unbegründet gewesen sein mussten. Mir war nichts geschehen. Ich lebte und war unversehrt. Der heiße Kaffee tat gut und während ich langsam Schluck für Schluck meine Kehle herunterlaufen ließ, schmiege meine Katze , ihren weichen Körper, um meine Beine, so als würde sie mir zustimmen oder mir sagen wollen << hey,  ich war bei dir<<.

 Hunger, hatte ich keinen. Noch immer lagen die vergangenen Stunden schwer auf meinem Magen. Nur unsere Katze verlangte fordernd ihre Morgenmahlzeit. Nachdem sie gefressen und ich sitzend auf einem Küchenstuhl, ihr dabei zugesehen hatte, wie sie gierig ihre Mahlzeit verschlang, stand ich auf, ging in mein Zimmer und holte das Beil unter meiner Decke hervor. Ich weiß nicht, ob ich es wirklich benutzt hätte, wenn das Schreckliche, von dem ich angenommen hatte, dass es passiert, wirklich geschehen wäre. Kann man jemanden töten, wenn man selbst in Gefahr ist? Diese Frage hämmerte in meinem Kopf, während ich Hose und meinen Pullover anzog. Ich musste mit jemanden reden! Nur mit wem? Es war niemand da. Ich war alleine, in einer viel zu großen Wohnung und den einzigen Menschen, den ich jetzt hätte wirklich anrufen oder noch besser um mich haben wollen, war telefonisch nicht zu erreichen. Ich war ihm nicht böse. Eher etwas enttäuscht darüber, dass er mich hat in der Nacht alleine gelassen. Wer ahnte schon, welche Nacht mich erwartete, als wir uns im Auto verabschiedeten.

Verheißungsvoll fing der vergangene Tag an. Endlich einmal sturmfreie Bude. Meine Eltern, waren am Tag zuvor in ihren wohlverdienten Urlaub geflogen. Mich störte es nicht, die nächsten zwei Wochen alleine zu sein. In gewisser Weise freute ich mich auf viele unendliche und wundervolle Stunden zusammen mit dem Menschen, dem mein Herz geschenkt hatte. Jung waren wir. Gerade mal einundzwanzig Lenze zählten wir und natürlich sehnten wir, wie alle jungen Leute das Wochenende herbei. Und dieses Wochenende sollte ganz besonders werden. Die Gelegenheiten einmal alleine zu sein, hatten wir selten. Die zwei Wochen erschienen mir, wie der Himmel auf Erden. Von mir aus, hätte mein Freund, bei mir einziehen können, so versessen war ich auf unsere gemeinsame Zeit. Der Beginn sollte mit dem Freitagabend eingeläutet werden. Zu mindestens hatte ich es mir in meiner blühenden Fantasie so ausgemalt.

Den ganzen Tag über verspürte ich so eine eigenartige Vorfreude, die mich fast schon euphorisierte. Nichts ging schief und die Arbeit ging mir leicht von der Hand. Gott sei Dank, war nicht viel los, an diesem Freitag und ich konnte, die Praxis, in der ich seit ein paar Monaten arbeitete, pünktlich verlassen. Die Sonne schien noch etwas, so als würde sie die Freude mit mir teilen wollen und selbst die Bahn verspätete sich dieses Mal nicht. Zwei Stunden später stand ich geduscht und fertig für eine außergewöhnliche Nacht vor dem Badezimmerspiegel, legte noch einen leichten Hauch von zart pfirsichfarbenem Rouge auf meine Wangen und zog langsam den Lippenstift übe meine Lippen. Zufrieden ging ich in mein Zimmer, zog das leicht taillierte Kleid an, in dem meine schlanke Taille so richtig zu Geltung kam, holte meine blaue Strickjacke aus dem Schrank, kämmte mir nochmals die Haare und wartete auf das Klingeln der Haustür.

 Wie verabredet schellte kurz vor halb sieben die Klingel. Leichtfüßig, ja beinah tänzelnd, ging ich die fünf Stockwerke hinunter, öffnete die Tür und umarmte den Menschen, auf den ich mich so wahnsinnig gefreut hatte. Gut, sah er aus und wie von selbst stellte sich dieses unbeschreibliche Brausepulvergefühl in meiner Magengrube ein. Nichts, stand unserem Vorhaben im Wege. Das Essen, beim Italiener war lecker und wie immer reichlich. Satt und glücklich verließen wir das Restaurant und beschlossen noch zum Hafen zu fahren. Ich liebe den Hafen, die Wellen, das Wasser und die Schiffe, besonders, wenn es dunkel ist. So ein abendlicher Spaziergang würde nicht nur meine Sinne anfeuern. Hand in Hand schlenderten wir innig nebeneinander. Wir waren eins und nichts würde uns davon abhalten können, diese Nacht zusammen zu verbringen. Und dann kam doch alles anders.

Schon auf dem Nachhauseweg, spürte ich, dass, sich die Leichtigkeit, die noch ein paar Minuten zuvor zwischen uns vorhanden war, verflogen hatte. Robert war kein Mensch großer Worte und selten sprach er mehr als zwei Sätze hintereinander. Doch jetzt schwieg er beharrlich. Stumm und mit starrem Blick sah er geradeaus und steuerte das Auto in Richtung Heimat. Die Uhr, zeigte exakt 23.30, als sein Auto am Straßenrand hielt. Immer noch schweigend drehte er den Zündschlüssel um und sah zu mir. << es tut mir leid, ich kann nicht bleiben<< sagt er und ich begriff nur zögerlich, dass meine Hoffnung auf eine gemeinsame Nacht sich geradewegs in Luft auflöste.

 << aber morgen, morgen bleibe ich und wenn du willst sogar bis Montag << versuchte er zu beschwichtigen. Seine Worte, seine Berührungen und seine weiche Stimme taten das ihrige.  Ich weiß noch, dass sich unsere Lippen, wie von selbst fanden und ehe wir uns versahen knutschen wir im Auto, wie zwei Wilde. Langsam bahnte sich seine Hand hinunter zu meinen Schenkeln und glitt sacht unter mein Kleid. Seine Berührungen, waren Feuer und Flamme  und es hätte nicht viel gefehlt, bei so viel knisternder Erotik, dass wir uns vollkommen unserer Begierde hingegeben hätten ungeachtet dessen, dass wir in einem Auto am Straßenrand saßen.

 Und dann sah ich plötzlich, im Augenwinkel einen großen, schlanken Mann auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig. Im Schein der Straßenlaterne war er deutlich zu sehen. Keine Ahnung, wie lange er uns schon beobachtet hatte. Auf alle Fälle, war mein Verlangen, wie weggeblasen. Stumm sah ich zu ihm hinüber. Ich fand es total unheimlich, wie er so da stand und zu uns rüber sah. << schau mal da drüben<< sagte ich leise und noch bevor Robert, in seine Richtung sah, verschwand dieser fremde Mann, im Dunkel der Nacht.

<< du hast ihn doch auch gesehen, nicht wahr? <<

 Es ärgerte mich, dass meine Stimme etwas unsicher und ängstlich klang. << da ist niemand<< antwortete Robert und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob, er es nicht nur sagte, weil er ihn wirklich nicht gesehen hatte oder, um mich zu beruhigen. Dennoch hatte ich ein ziemlich mulmiges Gefühl und bat Robert zu bleiben. Natürlich, war ich traurig, als er meine Bitte abschlug. Enttäuscht, ob seiner Entscheidung, öffnete ich die Wagentür. Genau in diesem Moment sah ich etwas weiter entfernt erneut einen Schatten. Ich war mir sicher, dass es der Mann von vorhin war.

 << er ist wieder da<< wisperte ich.

 Robert stieg aus und sah in die Richtung, aus der ich glaubte, den Schatten gesehen zu haben. Doch weder er noch ich konnte jemanden entdecken. Die Straße, war menschenleer. Er war weg. Einfach nicht mehr da,  so als wäre er nichts weiter als eine Fatamorgana, ein Lichtspiel, eine optische Täuschung oder, eine Ausgeburt blühender Phantasie gewesen.

<< beruhigt es dich, wenn ich am Auto stehen bleibe, bis du oben, im Zimmer bist? <<, fragte Robert im sanften Tonfall.

 Innerlich scholl ich mich eine dumme Gans. Was sollte schon geschehen? Unsere Wohnung lag im fünften Stock. Zu hoch, um hinaufzuklettern und eine Tür, zum Verschließen gab es auch. Ich war sicher, wie in Abrahams Schoß. Ein letzter Kuss, eine letzte Umarmung und dann öffnete ich die Haustür, winkte nochmal und ging raschen Schrittes, und längst nicht mehr so leichtfüßig und beschwingt, wie ein paar Stunden zuvor, die Treppenstufen hinauf. Hastig öffnete ich die Wohnungstür, lief in mein Zimmer, schaltete das Oberlicht an, öffnete das Fenster, das zur Straße ging und sah nach unten. Robert, stand, wie versprochen am Auto und sah hoch hinauf zu meinem Fenster. Wir winkten einander zu , dann stieg er ins Auto, ließ den Motor an, wendete das Fahrzeug und fuhr in gegen gesetzter Richtung, in der ich kurz zuvor den Mann glaubte nochmals gesehen zu haben. Leise schloss ich das Fenster und zog die Gardine, bis auf einen kleinen schmalen Spalt zu.

 Genau in diesem Moment klingelte es an der Wohnungstür. Intuitiv und panisch riss ich  das Fenster auf und rief laut, in die Dunkelheit der Nacht << Robert, komme zurück<<. Doch sein Auto bog bereits um die Ecke und selbst, wenn er noch auf der Straße gewesen wäre, hätte er doch niemals mein Rufen hören, bestenfalls vielleicht mein wildes Winken, im Rückspiegel sehen können. Es war zu spät. Wieder schellte die Haustürklingel und dieses Mal hatte ich das Empfinden, als wäre es viel lauter als zuvor. Leise ging ich in Richtung Flur und beinah auf Zehenspitzen an die Haustür. Horchte auf Schritte und dann ging plötzlich das Licht im Treppenhaus an. Sofort schossen mir die verrücktesten Gedanken durch meinen Kopf. Es waren nur ein paar Schritte hin zur kleinen Kammer, in der mein Vater sein Werkzeug verstaute. Ich nahm das Erstbeste, was ich fand. Ein altes Beil. Schon etwas verrostet an der Seite, aber sicherlich noch gut zu gebrauchen, wenn Gefahr drohte. Nochmals horchte ich an der Tür und bildete mir plötzlich ein, Schritte auf der Treppe zu hören. Mit Bärenkräften schob ich die Kommode, die an der Seitenwand im Flur stand vor die Haustür, ging zurück in die Kammer und suchte nach etwas stabilerem, was ich am Griff der Haustür befestigen konnte. Sekunden vergingen wie Minuten und die Minuten, wie Stunden. Ich spürte Angst, die sich immer tiefer in meine Seele fraß. Fahrig und unter Tränen durchwühlte ich zwei Kisten und schlussendlich zog ich eine alte und nicht mal lange Eisen-kette, mit ovalen Ringen hervor. Meine Eltern hatten sie irgendwann gekauft und wollten eigentlich damit die Wohnzimmerlampe an der Decke befestigen. Nun schien sie mir als willkommene Hilfe gegen jemanden, der sich womöglich Zugang in meine Wohnung verschaffen wollte um mir was anzutun? Daran wollte ich erst gar nicht denken.

 Es war so verdammt schwer, die Kette an der Haustür so zu befestigen, dass sie hielt. Mein Werk sah nicht besonders stabil aus und aus Sicherheit holte ich noch zwei Stühle aus der Küche, klemmte die Lehne, des einen Stuhls unter den Griff der Haustür, schob dann die Kommode wieder davor und stellte den zweiten Stuhl auf den ersten. Dann löschte ich das Licht. Die Stille war unheimlich und beinah wäre ich vor meinen eigenen Atemzügen erschreckt. Mich zu waschen oder mir meine Zähne zu putzen traute ich mich nicht. Auf Zehenspitzen ging ich zurück in mein Zimmer, das am Ende eines langen und dieses Mal wirklich sehr langen Flures lag. Warum ich die Zimmertür aufließ, weiß ich gar nicht mehr. Vielleicht um zu sehen, wenn er trotz meiner Barrieren das Zimmer betritt? Das Beil legte ich auf meine Matratze. Ich würde sie benutzen, wenn es darauf ankam, dessen war ich mir sicher. Hastig zog ich mein Kleid und Unterwäsche aus, schlüpfte in meine Jogginghose, die noch vom Vortag auf einem kleinen Stuhl, neben meinem Bett lag, holte aus dem Schrank ein sauberes T- Shirt, zündete die Kerze auf meinem Nachttisch an, löschte das große Licht und ging ins Bett.

Nie zuvor empfand ich Stille so unheimlich und beängstigend. Bei jedem Geräusch, was ich von irgendwo hörte, zogen sich meine Nackenhaare zusammen. Ich hatte so sehr Angst, dass ich mich nicht einmal traute tief durchzuatmen. Erinnerungen, an den „ schwarzen Mann „  meiner Kindheit zogen an meinen Augen vorbei. Mein Kopf gaukelte mir Bilder vor, die ich lieber nicht sehen wollte und je mehr ich daran dachte, desto größer wurde meine Angst. In meinem Kopf begann es zu hämmern und mehr als einmal dachte ich daran panisch die Wohnung zu verlassen. So saß ich da – inmitten, meiner Angst, mit meiner Katze auf den Beinen, dessen Fell ich unentwegt streichelte und die mir zu einer nächtlichen Verbündeten wurde.   

Angst frisst die Seele auf, so sagt man doch und ist nicht die Angst dafür verantwortlich, dass man manchmal Dinge tut, die einem im Licht betrachtet so maßlos seltsam und widersprüchlich erscheinen? Mir ist heute noch nach all den Jahren schleierhaft, warum mir nie der Gedanke gekommen war, die Polizei zu rufen. Ich hätte es tun können und doch tat ich es nicht. Vielleicht aus Angst, am Ende dem Falschen die Haustür zu öffnen. Stattdessen blieb ich mit Haut und Haaren dieser unheimlichen Nacht ausgeliefert. Eine Gefangene meiner eigenen Vorstellungen und blühenden Fantasie.

Robert, der trotz meiner Bitte nicht bleiben wollte, hatte mir gegenüber tagelang ein schlechtes Gewissen. Und egal, um was ich ihn danach auch bat, er hat nie wieder auch nur eine einzige begründete Bitte abgeschlagen. Und, um ehrlich zu sein, gab es auch nie wieder eine Nacht, die dieser glich.

 Manchmal, wenn ich heute so darüber nachdenke, kommt mir der Gedanke, dass ich mir vielleicht damals alles nur eingebildet habe. Meiner unbeschreiblichen Fantasie aufgesessen war und es nie einen fremden Mann, der am Straßenrand stand und uns beobachtet hatte, gegeben hat.

 Es gibt tausend plausible Gründe, die das Klingeln, an der Haustür, das Licht im Treppenhaus und die Geräusche an der Wohnungstür erklärt hätten.

 Vielleicht, war es der Sohn des Nachbarn, der spät nachhause kam und seinen Schlüssel vergessen hatte oder, der ältere Mann, ein Stock höher, der gerne mal einen über den Durst trank?  Und, ganz sicher, waren die Geräusche in der Wohnung keine, die es nicht auch schon zuvor gegeben hat.

 Und dennoch, bleibt ein leises Gefühl in mir, dass nichts von alldem nur in meiner Fantasie geschehen war.

Selbst jetzt, wo ich es erzähle, durchzieht diese Nacht, wie ein roter Faden, meine Gedanken. Noch einmal sehe alles ganz deutlich vor mir. Spüre noch den holzigen und  kalten Griff des Beils, sehe, den flackernden Schein der kleinen Kerze, an meiner weißen Wand, höre das leise Rascheln der wogenden Blätter, einer alten Eiche, die direkt vor meinem Zimmerfenster stand und weiß ganz sicher,  dass Angst mehr sein kann, als nur ein Gefühl.

 Lilo David. September 2019.

  

         

  

  

 
 
 
 
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