Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Ein  bisschen Bullerbü tut gut.   

 

Das mit der Kritik ist ja so eine Sache, wie ich finde. Kritik, ob am Arbeitsplatz oder privat ist nie nett und schon gar nicht, wie man den Kritisierten gerne weismacht, etwas Positives oder gar lieb gemeint. Wäre sie es nämlich, dann würden wir keine Kritik üben, sondern andere,  für das was sie tun loben. Nein!  Kritik bleibt Kritik, egal wie man das Kind nennen möchte.  Ob es sich nun um  konstruktive Mitarbeitergespräche handelt ,die heutzutage ja gerne auf Personalchefebene geführt werden und , wo man natürlich auf Augenhöhe so richtig und ohne schlechtem Gewissen dem anderen seine  Meinung geigen kann und das  selbstredend alles konstruktiv und gut gemeint, oder das berühmte Teamgespräch unter Kollegen, wo es im Prinzip auch über nichts anderes geht als darum, wer sich wie und wann verhält und den richtigen Teamgeist besitzt.

 Kritik am Arbeitsplatz ist heute gang und gäbe und wird nicht selten als faires Miteinander gepriesen. Hat früher der Chef noch getobt und mit den Türen geknallt wird heute zu den Mitarbeitern ein vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut. Anschreien war gestern und despotisch bestimmen auch. Nein! Heute wird in einem vertrauten Vieraugengespräch darüber geredet, ob man den Ansprüchen der Firma noch genügt, oder sich gleich etwas Neues suchen sollte.  Kennen wir doch alle irgendwo her und haben es mehr oder weniger am eigenen Leib erfahren. Dennoch, egal  wie man es sehen möchte, Kritikgespräche kratzen am Selbstwertgefühl und da können sie noch so konstruktiv sein wie sie wollen, so viel Teamgeist an den Tag legen und hunderttausendmal beteuert werden, dass es sich nur um ein nettes Gespräch handelt. Am Ende ist man nämlich ganz und gar nicht mehr auf Augenhöhe mit dem, der kritisiert und manches Mal steht man am Ende da wie ein begossener Pudel. Das einzig Gute an Kritikgesprächen unter Kollegen und Vorgesetzten ist die Tatsache, dass man selten unwissend ins Messer läuft. Mittlerweile wird einem schon Tage vorher mitgeteilt, dass ein Gespräch stattfindet. Zu mindestens kann man sich vorbereiten und läuft weniger Gefahr überrascht zu werden. Sofern man natürlich weiß worum es geht. Meistenteils jedoch ist eher so, dass die anderen angebliche Fehler sehen und du dir im Prinzip relativ sicher bist, nicht besser oder schlechter als die anderen zu sein. Wie auch immer. Gegen Kritik am Arbeitsplatz kann man sich schlecht wehren und sich schon gar nicht entziehen. Auch dann nicht, wenn man sie nicht mag und sie  stets einen schlechten Beigeschmack hinterlassen.  Aber wie sieht es mit Kritik unter Freunden oder Familie aus?

 Meine Therapeutin hat mir vor Jahren einmal gesagt, dass Kritik unter Partnern und Freunden nichts zu suchen hat. Man sollte ein Gespräch auf Augenhöhe führen und statt mit Forderungen lieber mit Wünschen kommen. Ich wünsche mir von dir das du….. , oder ich würde mir wünschen wir könnten das …. 

 Ist, wie ich finde auch viel besser anstatt zu fordern. Das führt doch unweigerlich dazu entweder nicht mehr hinzuhören oder einfach auf seinem Standpunkt beharrlich stehen zu bleiben.  Allerdings, und darin liegt die Gefahr findet Kritik unter Freunden und Familie oftmals gar nicht so offensichtlich statt. Es ist ja nicht so, dass die Freundin, Schwester oder Ehemann tagelang vorher ein Gespräch anmeldet und man sich vorbereiten kann. Nee, so etwas passiert meistenteils sehr spontan und zwar immer dann, wenn man so überhaupt nicht damit rechnet und vor lauter Zuckerüberguss, liebenswerten und gutgemeinten Worten die eigentliche Kritik dahinter gar nicht sieht.  Dort, wo man den gut gemeinten Rat meiner Therapeutin anwenden kann sind eher Streitigkeiten über Dinge, die man auf die berühmte Langebank geschoben hat und irgendwann einfach besprechen muss. Wie heißt es im norddeutschen Sprachgebrauch: " Wat mut dat mut" !

 Wovon ich  rede sind die netten Gespräche auf Feiern und zwanglosen Treffen, bei denen man sich relativ sicher fühlt und nie auf die Idee kommen könnte,, dass das was du tust oder getan hast, denkst  oder dachtest oder,  wie du lebst Anlass zu Kritik geben könnte. Passiert es , ja dann macht man gute Miene zum bösen Spiel und denkt nicht weiter darüber nach. Das nämlich tust du erst, wenn alle Gäste  gegangen sind oder du Zeit dafür hast. Und plötzlich fällt es dir wie Schuppen von den Augen, dass hinter der vermeintlich netten Aussage eine  dann doch ziemlich harte Kritik stand.

 Mich hat neulich erst so eine gut verpackte Kritik getroffen. Heimlich schlich sie sich von hinten an mich heran und packte mich am Kragen.  Im ersten Moment hab ich sie gar nicht als Kritik aufgefasst. Ein im ersten Licht betrachtet harmloser Satz.  Das darüber Nachdenken , wie genau wohl : << ach,  du hast auch immer ein wenig Bullerbü- Welt um dich herum<< gemeint sein könnte, kam erst später.  Im Grunde sagt es doch  nichts anders aus als das ich, für diese Person  und  für diejenigen, die herzhaft mitgeschmunzelt und der Person  Recht gegeben hatten, ein Mensch bin, der noch an die Heile – Kinder- Welt der Astrid Lindgren glaubt, ein wenig naiv ist, womöglich  etwas Weltfremd und vom eigentlichen , harten und grausamen Leben das draußen tagtäglich stattfindet  keinen blassen Schimmer hat. Ich gebe zu das saß! 

Natürlich hab ich mich gefragt, welchen Eindruck ich bei anderen hinterlasse und , ob ich wirklich lebe wie aus einer anderen Zeit. Und , ob Sie es glauben oder nicht, bin ich der betreffenden Person gar nicht böse darüber. Denn auch hübsch verpackte und in Zuckerwatte gedrehte Kritik führt letztendlich dazu darüber nachzudenken.  .Zu mindestens hat Sie in einem Punkt absolut Recht. 

  Ja, es gibt so etwas wie eine heile Bullerbü – Welt um mich herum. Und wissen Sie was? Ich mag diese Welt, weil sie mir Sicherheit und Schutz bietet wie keine andere. In ihr fühle ich mich wohl  und kann sein, wie ich bin. Dabei ist es beileibe keine künstliche Welt. Im Gegenteil sogar. Sie ist absolut real, sehr  bodenständig und bietet mir genau das, was ich zum Leben brauche. In ihrem äußeren und inneren Räumen fühle ich mich pudelwohl wie ein Fisch im Wasser. Es stört mich  nicht, dass andere mein Zuhause und mein Familienleben als Bullerbü Welt bezeichnen. Mir gefällt es  wie sie ist. Da halte ich es gerne wie die Engländer, für denen ihr Home auch ihr Castle ist.  Mein Bullerbü gibt mir die Sicherheit  zu wissen, dass Morgen noch alles genauso ist wie gestern und das sich daran auch nichts ändern wird. Mag sein, dass es für Außenstehende befremdlich ist und ihnen meine Welt nicht gefällt. Dann ist es halt so. Mich stört meine Heile- Welt – Mentalität nicht im Geringsten und bislang hat sie mir offen gesagt auch noch nie geschadet. Ich bin weder romantisch verklärt noch jenseits der sichtbaren und spürbaren Realität. Ich weiß schon sehr genau wie es draußen läuft und das nicht alles zum Besten steht.  Aber es ist schon richtig. Ich lasse gerne  ein wenig von dem, was draußen geschieht vor meiner Haustür.

 Ich finde, das ist legitim und hat nichts mit Weltfremdheit oder verklärter Kinderromantik  zu tun. Wen oder was ich in mein Zuhause lasse, ist allein meine Entscheidung.  Und, wer weiß,  vielleicht gab oder gibt es auch  bei denjenigen, die mein Bullerbü als romantisch weltfremd und unrealistisch ansehen und gerne belächeln oder kritisieren dann doch Momente und Augenblicke, in denen sie sich , wenn auch nur heimlich und hinter vorgehaltener Hand, genauso eine Welt wünschen würden. Der einzige  Unterschied zwischen Ihnen und mir besteht nämlich darin, dass ich es  offen zugebe und nicht immer so tue als gäbe es nur schwarz und weiß.

 Die Welt ist bunt und, wenn es mir gut tut das Leben ab und an in bunten , weichen, zärtlichen und verspielten Farben zu sehen und alles Betrübliche draußen vor der Tür zu lassen,  dann tue ich es.

 Und vielleicht, wenn sie bei einer ihrer nächsten Runden jemanden singen hören:

2 x 3 macht 4

Widdewiddewitt und Drei macht Neune!

Ich mach`mir die Welt

Widdewidde wie sie mir gefällt.

Seien Sie sich nicht so  sicher, dass es Pippi Langstrumpf ist

 

 

In diesem Sinne

Herzlichst ihre / eure Lilo         

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