Lilo David 

Ihre Reise kann beginnen 

Von Veränderungen und dem Ankommen.

Wer kennt ihn nicht den Satz: „ Zeig mir wie du wohnst und ich sage dir, wer du bist“. Wie ich finde ein ziemlich ausgelatschter Hut. Dennoch lohnt es sich darüber nachzudenken. Kann man wirklich an Hand der Einrichtung etwas über den Menschen und deren Charakter sagen? Vielleicht, allerdings nur, wenn der Wohnstil über Jahre gleich bleibt und es so gut wie keine Veränderungen gibt.

Man weiß, Puristen richten sich einfach und sehr strukturiert ein. Schnickschnack ist ihnen sozusagen zuwider. Sie lieben das Klare  im Leben und das spiegelt sich in ihrem Wohnstil wider. Bedeutet es jedoch auch, dass diese Menschen so gar nicht für Romantik zu begeistern sind?  Von denen, die Gelsenkirchener Barock bevorzugen sagt man im Allgemeinen, dass es eher langweilige und ziemlich biedere Zeitgenossen sind. Menschen, die diesem Wohnstil den Vorzug geben, gehen selten Risiken ein, sind überaus korrekt und, glaubt man den vielen Berichten kommt dieser Wohn-Typ  weitaus öfter im Beamtentum vor als in anderen Berufssparten. Und was ist, wenn man genau solchen Typ beim Bungee- Sprung erwischt? Ist das dann nur ein einmaliger Ausrutscher?   Naturliebhaber richten sich gerne in Holz und allen Naturmaterialien ein. Sie sind bodenständig und leben in einträchtiger Harmonie mit Natur und Umwelt. Ist das wirklich so? Sieht man diesen Wohn-Typ nie mit einer Bierdose in der Hand, sondern stets im eigen mitgebrachten Öko-Becher? Die Romantiker unter uns wählen einen recht kitschig anmutenden Wohnstil. Ihre Einrichtung ist eher verspielt als mit klaren Formen durchsetzt.  Bedeutet das jedoch, dass diese Menschen keine klaren Linien im Leben verfolgen können?  Manche selbsternannten Wohnexperten gehen sogar so weit zu behaupten, dass Menschen, die in ihrem Leben mehrere Wohnstile ausprobieren zu denen gehören, die ein Leben lang auf der Suche sind. Wonach, diese Antwort bleiben sie jedoch ihren Lesern schuldig. Wobei bemerkt, wer ist nicht auf der Suche, wonach auch immer und abgesehen davon,  könnte man von denen, die durch die Welt reisen, den Jacobs Weg gehen, oder ihre Zelte gänzlich abbrechen  nicht ebenso behaupten, dass sie Suchende sind. Es gibt also viele Dinge, die darauf hinweisen, dass der Mensch mit sich, oder seinem Leben nicht ganz im Reinen ist. Nun. Ich bin wirklich kein Freund von allzu vielen Klischees und Thesen und behaupte gerne das Gegenteil, aber  bei der Behauptung, mit vielen Veränderungen im häuslichen Umfeld ja, da  kam ich dann doch ins Grübeln.  

Ein geflügelter Satz unter meinen Freunden war über Jahrzehnte: << Man kann kommen, wann man will, es sieht bei dir immer anders aus! <<  Ich wäre die Letzte, die das abstreiten würde. Ständig  gab es  irgendwelche Neuerungen und so manches Mal habe ich meine bessere Hälfte um schlaflose Nächte und weiß Gott was gebracht, wenn ich mal wieder anfing alles im Haus umzugestalten, zu verändern und von  Landhaus- bieder bis hin zu kühl- modern alles ausprobierte. Zwar wechselte ich meine Wohnstile nicht ganz so häufig wie andere Leute ihre Unterhosen, aber länger als maximal ein paar  Jahre hielt ich es nie mit einem Stil oder Farbe aus. Es waren gewollte und bewusst herbeigeführte Veränderungen, die für mich so wichtig waren, wie ein neues Paar Schuhe, oder der Gang zum Friseu.,ennoch hatte ich nie das Empfinden so wirklich auf der Suche zu sein. Sicher, es waren innere und manchmal auch äußerliche Veränderungen, die ich vielleicht durch einen neuen Stil im Haus und an mir zum Ausdruck bringen wollte, aber Suchen?

 Vor Jahren meinte eine Bekannte, du musst ja ziemlich viel Langweile, oder Geld  haben, wenn du ständig Zeit hast alles zu verändern. Nun. Ich hatte weder Langeweile noch einen Dukadenesel im Keller.  Ebenso gut hätte ich auch mein Bündel schnüren können und wäre zu den Hochebenen von Peru gewandert. Veränderungen sind immer eine Form des besonderen Ausdrucks. Nur die Methoden und die Wahrnehmungen der anderen sind unterschiedlich. Geht jemand den Jacobs Weg finden es alle großartig und klopfen demjenigen auf die Schulter. Bricht jemand seine Zelte ab und versucht sein Lebensglück anderswo, halten die meisten denjenigen für total verrückt. Es sei dann es zieht diejenigen über den großen Teich.  Und richtet sich jemand öfter als andere neu ein und wechselt seinen Wohnstil sagen viele, die weiß eben nicht was sie will. Ständig muss sie umräumen und neu kaufen.

Natürlich gibt es Menschen, die niemals auf die Idee kämen sich neu einzurichten.  Aber dazu gehöre ich nun mal nicht. Meine Schwiegereltern sind so ein typisches Beispiel. Solange ich sie kenne und das sind jetzt weit über dreißig Jahre haben sie auch nie etwas an ihrer Wohnung verändert. Gut, hin und wieder kam mal frische Farbe an die Wand. Aber die Möbel blieben ein Leben lang gleich. Als sie sich  vor vielen Jahren eine neue Schrankwand und  ein neues Sofa gekauft hatten, habe ich es ehrlich gesagt nicht einmal bemerkt. Die neuen Möbel  sahen genauso aus wie die alten.  Eine Beständigkeit, die mich ehrlich gesagt maßlos erschreckt.   

“ My Home is my castle“. Eben, das eigene Zuhause ist die eigene Burg. Wenn man sich aber auf seiner eigenen Burg nicht mehr wohlfühlt, oder mit dem wie man sich eingerichtet hat, was spricht dagegen es dann zu ändern? Nach wie vor stehe ich zu all meinen Einrichtungseskapaden und Experimenten. Sie stehen für Veränderungen, für gelebte Zeit, für das Hinzulernen und ja,  auch für das manchmal nicht genau  wissen, wer man  wirklich tief in sich drinnen ist. Was, nebenbei bemerkt auch ziemlich schwierig ist. Jeder hat unentdeckte Facetten in sich. 

 Ich liebte meine puristisch praktische Einrichtung als junge Frau  ebenso , wie die schwarz-marmor – Phase, wo selbst das Kaffeegeschirr schwarz sein musste und ich nie so ganz genau sah, wo die Tasse aufhört und wie viel Kaffee überhaupt noch rein geht.  Meine Brille hat mir da übrigens auch nicht geholfen. Die  „ Alles ist gut- Phase“ , in der Grün und biedere Landhausmöbel bei mir ein wohliges Heim fanden gehörte eine Zeitlang ebenso zu mir,  wie meine  progressive orange-rot- Phase, bei der ich schon morgens , wenn ich die Augen aufmachte , auf eine feuerrot gestrichene Wand sah. Kein Wunder,  dass ich  innerlich gereizt war und den Stier in mir spürte. Die  „ Jetzt wird alles anders- Phase“, in  der ich erdigen braun und beige Tönen den Vorzug gab und meinem roten Sofa, nebenbei bemerkt, es war schon ziemlich zerschlissen,  bereitwillig die Tür öffnete, brachte mir eine innere Gelassenheit zurück. Natürlich ist mein heutiger Einrichtungsstil ein anderer als noch vor ein paar Jahren.  Aber ich bin auch eine andere geworden. Nicht bewusst , oder mit aller Macht herbeigeführt.  Nein. Es ist ein völlig normaler Prozess, dass man mit zunehmendem Alter sich verändert. Ob er der ist mit dem ich alt werde? Ich hoffe es, aber wissen tue ich es nicht.  Wer weiß, welche Veränderungen ich in meinem Leben noch erfahren werde?  Wichtig ist doch nur, dass man sich, egal welchen Einrichtungsstil man bevorzugt und welche Veränderungen man in seinem Leben vornimmt, in seiner Haut wohlfühlt.  Und mal ehrlich, solange  Freunde und Bekannte ihren Kaffee aus Tassen trinken können , einen Stuhl zum Sitzen vorfinden und nicht über Kisten und Kästen klettern müssen um auf die Toilette zu kommen, sollte es ihnen doch egal sein, wie der andere wohnt.

 Wer suche der findet, heißt es ja auch. Und, weil wir alle unterschiedlich sind brauchen wir auch alle unterschiedliche Zeit und Wege, um zu finden. Der eine packt seinen Rucksack und ist dann mal weg, ein nächster wandert aus und andere richten sich halt öfter neu ein. Was soll`s. Welchen Weg man auch immer wählen mag, eines ist so ziemlich sicher. Irgendwann endet jede Reise.

In diesem Sinne

Herzlichst eure Lilo  

 

 

 

 

 

 

 

 

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