Petra Lies / Lilo. Ich tue, was mir Freude macht. Singen und Schreiben.    

Männer frieren wohl nie und warum es nichts nützt zu glauben, sie könnten es tun!

 Hand auf Herz meine Damen haben Sie sich das nicht auch schon des Öftern gefragt oder gedacht? Ich meine, wie kann es angehen, dass Männer nie mehr als ein T-Shirt benötigen, um sich warmzuhalten und sowohl Winterjacke als Schal und Handschuhe verschmähen?

 Natürlich leben wir nicht in den Tiefebenen Sibiriens und auch nicht am Polarkreis, wobei ich hier berichten kann, dass es dort gar nicht so verdammt kalt ist, ich war nämlich erst vor Kurzem da. Dennoch empfinde ich Hamburg mit 6 Grad plus oder Minusgraden nicht gerade frühlingshaft warm. Abgesehen davon kann so ein norddeutscher Wind ganz schön, böig und kalt sein. Dennoch begegnen mir immer wieder Männer – einschließlich meiner eigenen Söhne, die furchtlos und selbst dem kältesten Wetter strotzend in kurzer Hose und dünnem Hemd oder T-Shirt schlendert ihre Einkäufe erledigen.


Neulich erst ist mir einer dieser „Naturburschen“ auf seinem Fahrrad entgegengekommen. Was soll ich sagen! Ich dick eingepackt – immerhin zeigte nicht nur da
s Thermometer draußen, sondern auch mein Inneres nur wenige Grade an - und diese Ausgeburt an Männlichkeit radelte fröhlich seines Weges, mit nichts weiter an als einem kurzen Short und einem dünnen flatternden T – Shirt. Von Mütze, Schal und Jacke war weit und breit nichts zu sehen.
Ich kann ihnen sagen da blieb selbst mir und ich habe schon verdammt viel gesehen die Spucke weg. Intuitiv zog ich den Kragen meines Wintermantels gleich ein Stück höher und dachte mir so meinen Teil. Wobei das nur die halbe Wahrheit ist, denn während ich innerlich fröstelnd meines Weges ging, kamen mir so manche Gedanken darüber, warum Männer anscheinend nie frieren?


Gut, rein biologisch gesehen liegt es an ihrem anderen Bindegewebe. Deshalb plagen wir uns ja auch mit Orangenhaut herum und Männer nicht! Zu mindestens ist das die plausible Erklärung, wenn man im WWW nach einer Antwort sucht. Ich hingegen glaube jedoch, dass es eher so etwas wie ein Männerding ist. Etwas, wovon wir Frauen mal wieder keine Ahnung haben, weil wir uns ja nie messen oder etwas zum Vergleich hätten, außer vielleicht unsere Oberweite, aber das wäre ein ganz anderes Thema.


Ich weiß ja nicht wie es ihnen geht, aber ich hasse es zu frieren. Da kann ich eher hungern, bis die Schwarte knackt. Aber ist mir kalt, ist mit mir, wie man so schön sagt << Kein, gut Kirschen essen<. Mein Mann behauptet ja steif und fest ich wäre eine geborene Frostbeule und vielleicht hat er mit dieser Meinung auch absolut recht, denn je molliger es auf meiner Haut ist, umso wohler fühle ich mich. Da ist es mir auch völlig wurscht, ob die Heizung anständig läuft und der Kamin womöglich brennt. Wenn mir kalt ist, ist mir kalt und da brauch‘ ich Kuscheldecke und warme Socken an den Füßen. Und während ich mich eher fühle, als wäre ich ein Inuk auf rasanter Fahrt mit seinem Hundeschlitten, sitzt mein Göttergatte neben mir im Shirt und stöhnt, wie warm ihm ist.
Was soll man davon halten?


Männer, zum Teufel noch eins, müssen doch einfach eine eingebaute Heizung besitzen! Kein Waschpulver oder vergessen zu waschen oder sich neue Kleidung zu kaufen kann einfach nicht die Lösung sein. Männer heutzutage sind doch autark und schmeißen ihren Haushalt wie du und ich.
Also, wenn mein 24- jähriger Sohn sich einen gedeckten Apfelkuchen backen kann, wird er ja wohl auch wissen, wie man wäscht und rechtzeitig dafür sorgen, dass er genügend Klamotten hat, um eben angemessen angezogen zu sein. Das gilt insbesondere für Winter und Herbst.


Aber auch den habe ich schon in kurzer Hose und Shirt im Herbst erwischt!
Andererseits und diesen Gedanken könnte man auch in Betracht ziehen, sind Männer einfach generell sture Hunde. Die geben einfach nicht zu, dass ihnen kalt ist und sie sich den Allerwertesten abfrieren.


Nur die Harten kommen in den Garten oder Frieren ist Mädchensache!


Nicht, dass ich mir nun ständig den Kopf darüber zerbreche, warum das so ist oder, ob Männer sich oder gar uns damit etwas beweisen wollen. Es ist generell nur so eine typische weibliche Neugierde. Sie wissen, was ich meine oder? Und nein auf keinen Fall will ich die alte Sache mit Männern kommen vom Mars und Frauen von der Venus wieder aus der Mottenkiste holen. Solche Vorurteile sind ja wohl längst überholt. Immerhin können wir Frauen auch einparken, wenngleich die meisten Männer dies nach wie vor immer noch abstreiten.

 Nur anerzogen kann das irgendwie nicht sein. Jeder Mann, ob alt oder jung, hat ja eine Mutter und bekanntlich sind davon sehr viele eher fürsorglich und um das Wohl ihrer Kinder unabhängig des Geschlechts bemüht. Ich jedenfalls kann mich nicht daran erinnern, dass ich zu meinem Söhnen im Laufe ihrer Kindheit irgendwann einmal gesagt hätte


<< Nein und nochmals Nein - kein Schal, keine Mütze und erst recht nie und nimmer die dicke Jacke – ihr seid Jungs und habt nicht zu frieren! <<


Also, wenn ich so darüber nachdenke oder meine Söhne fragen würde, würden beide wie aus einem Mund behaupten, dass ich eher so etwas wie ein übervorsichtiges Muttertier war. Immer darauf bedacht, dass Hände, Hals und Nieren wohl verpackt waren. Bei meiner Tochter war das auch nie ein Problem. Ging sie im Winter raus in die Kälte, hatte man eher das Gefühl sie wäre ein Mitglied der nächsten Nordpolexpedition oder an der nächsten Ecke würde ein Schneesturm und Orkantief auf sie warten.


Und natürlich gebe ich zu, dass meine Fürsorge gegenüber meinen Söhnen nie nur ihnen alleine gegolten hatte. Ein wenig Eigennutz war sicherlich immer mit von der Partie.  Wer hätte denn die Scherereien und die aufopferungsvolle Mühe gehabt, wenn einer oder gar beide mit grippalem Infekt im Bett gelegen hätten? Natürlich wir Mütter!  War ja auch sonst keiner da, der sich um das liebe Wohl seiner Sprösslinge gekümmert hätte! Und wir Frauen kennen ja die Empfindsamkeit unserer männlichen Hausgenossen, wenn es um Infekte geht. Da ist Hänschen nicht anders als Hans!
Mein Motto lautete von daher stets: Vorsicht ist die Mutter aller Dinge oder exakt ausgedrückt:


Vorsicht ist besser als Nachsicht!


Solange sie bei uns wohnten – auch als sie längst den Kinderschuhen entwachsen waren -  hieß es, bevor sie das Haus verließen:


<< es ist kalt draußen, zieht euch warm an<<


Darüber wurde auch nicht diskutiert. Ich blieb eisern bei meiner Ansicht! Dass sie meinem Rat selten oder gar nicht folgten, muss, glaube ich, nicht erwähnt werden. Meistenteils verschwanden Schal und Mütze in dem Moment als sie aus meinem Dunstfeld verschwunden waren und so manches Mal hörte ich später beim Einkauf von lieben Nachbarn:


<<Also ihr Sohn scheint ja auch innere Wärme zu haben<<

Locker gelassen habe ich dennoch nie! In regelmäßigen Abständen liegt seit Jahren unterm Weihnachtsbaum für jedes männliche Mitglied meiner kleinen Familie ein neuer Schal, eine neue Mütze und wärmende Handschuhe. Die meisten Sachen davon habe ich zwar nie wieder zu Gesicht bekommen, aber was solls!


Jungs bleiben eben Jungs – auch die Großen!

Neulich aber fragte mich doch tatsächlich Sohn 2, als er zum sonntäglichen Kaffee per Roller angerauscht kam:
<< sag mal, liegt hier zufälligerweise noch mein Schal und meine Mütze irgendwo dumm herum? <<
Innerlich frohlockend und amüsiert konnte ich nur lächelnd verneinen. Genau das hatte ich ihm fein säuberlich und ordentlich, wie es so meine Art ist, vor Monaten bei seinem Auszug in einen seiner Kartons gelegt. Ich wasche hier meine Hände in Unschuld.


Mutter bleibt eben doch Mutter!


Ich glaube, mittlerweile hat er sowohl Schal als auch Mütze in den Tiefen seines Schrankes gefunden. Zu mindestens hat er nie wieder danach gefragt und ich habe tunlichst vermieden meinerseits zu fragen.
Vielleicht, wenn bis zum nächsten Kälteeinbruch die Frage immer noch brennend in meiner Brust schlägt und ich sie mir immer noch nicht beantworten konnte – ich muss halt einfach einsehen, dass es Fragen gibt, die bleiben für immer und ewig unbeantwortet -  werde ich, wenn ich Lust verspüre, entweder einer meiner Söhne, meinen Mann oder, falls mir wieder mal ein Naturbusch halb nackend auf seinem Fahrrad begegnet, diese eine Frage stellen:

Hey, du Naturbursche mit männlichem Feuer, friert ihr wirklich nie?


Und solange, ja, so lange bliebt diese Frage halt, wie so vieles im Leben, ein ewiges Rätsel.
Es ist ja schließlich auch nicht mein Allerwertester, der friert!


In diesem Sinne
Herzlichst, ihre / deine Lilo
 

 
 
 
 
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