Petra Lies / Lilo. Ich tue, was mir Freude macht. Singen und Schreiben.    

Was ist schon normal?

Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht hinkriegen würde. Ich meine, meine Kolumne. Mir fällt doch normalerweise immer etwas ein! Ja, normalerweise! Aber im Moment ist irgendwie nichts wirklich normal. Ein Alltag, wie ein ruhiger, stiller Fluss und die Ideen sprudeln auch nicht gerade literweise durch meinen Kopf. Aber versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen. Gott sei Dank geht es mir nicht alleine so. Vielen meiner Schreibgenossen ergeht es ähnlich wie mir. Wir würden gerne, wenn wir könnten und zündende Ideen hätten. Vielleicht sollten wir eine neue FB - Gruppe gründen? „Wie begeistere ich meine Leser - schreiben in Zeiten von Corona“.

Rosig, sind die Zeiten im Moment wirklich nicht. Jeden Tag dieselben Themen und bestimmt schon hunderttausend Mal gehört und gelesen. Was bleibt einem da übrig? Den Fundus alter Kamellen bemühen oder sich in die Reihe derer eingliedern, die über Corona (hatte ich schon), Rassismus (zu aufwühlend), Weltfrieden (zu allgemein) oder doch über den wachsenden Rechtspopulismus schreiben. Wobei, dazu fällt mir nun wirklich nichts Positives ein! Kurz um. Mir ergeht es im Moment wie Winni Puh. Der sitzt auch stundenlang vor seinem Honigtopf und denkt und denkt und denkt. Und während er denkt, hat er ganz in Gedanken seinen Honig aufgegessen – Magenschmerzen inklusive. Nun habe ich jedoch weder Honig noch einen Topf vor mir stehen. Das einzige, was mich seit Tagen und das beinah schon anklagend anstarrt sind mein Computer und die Tastatur. So ein Honigtopf wäre gar nicht mal so eine schlechte Alternative, oder? Wie auch immer. Ich muss liefern!

Ein Frühling voller Samstage oder, die Frage nach Normalität. Wäre das nicht ein passendes Thema? Immerhin fühlt sich mein Leben seit Wochen an, als gäbe es keine anderen Wochentage mehr, als Samstag und Sonntag. Zeitgefühl? Fehlanzeige! Weg sind die Tage, an denen ich mich beim Sport verausgabte, meinen Enkel aus der Kita holte, mich mit meinen Freundinnen traf, mein Wissensdurst mit Besuchen in Museen und Ausstellungen nährte, aus voller Kehle im Chor sang und manchmal vor lauter hausgemachten Stress nicht wusste, wo vorne oder hinten ist.

Was ich jetzt habe ist ein Mann im Home- Office, der mir meinen kleinen „unnormalen Alltag“ immer mal wieder durcheinanderbringt. << sehe es so Schatz, << sagt er neulich. << das ist unsere Feuerprobe, wenn ich in Rente gehe! <<. Klar, nur das ich öfter zwischen Brand löschen und einfach laufen lasse schwanke. Mein lechzender Wissensdurst füttere ich mit Dokumentationen auf Arte, ZDF- Info oder 3 – Sat und erfreue mich selbst bei der dritten Wiederholung, dass ich doch noch etwas dazulerne. Singen tue ich nur noch unter der Dusche, meine“ blauen Stunden“ sind mittlerweile zu einem freundlichen dunkelrosa gewechselt und wahrlich,  mein einziges Tageshighlight ist das tägliche Einkaufen im örtlichen Supermarkt oder ein gelegentlicher Plausch mit unseren neuen Nachbarn. Das Abenteuer Leben hat einen gehörigen Dämpfer erhalten!

Ich will mich wirklich nicht beklagen und schon gar nicht will ich die hektische Zeit vor Corona zurück. So ein wenig äußerer und innerer Frieden tut schon gut! Aber man darf sich doch nach etwas Normalität sehnen, oder? Was allerdings die Frage aufwirft, wie sie sein wird, die Normalität, die wir uns alle so sehr wünschen? Werden am Ende wieder abertausende Flugzeuge am Himmel fliegen oder, lassen wir der Luft da oben mal eine längere Verschnaufpause? Schippern erneut hunderte von viel zu großen Kreuzfahrtschiffen über die sieben Weltmeere und strömen wieder Millionen Urlauber an die Strände dieser Welt oder haben wir wirklich gelernt etwas bescheidener zu sein? Finden vermehrt online Meetings statt und hat die digitale- mediale Welt endlich ihren Sieg errungen oder hetzt man wieder von Stadt zu Stadt und von Land zu Land?  Ich weiß es nicht und, wenn ich es wüsste wäre ich höchstwahrscheinlich klüger als Nathan der Weise.

Eine Freundin sagte, nachdem die Pandemie uns fest im Griff hatte <<, wenn alles vorbei ist, liegen sich bestimmt alle in den Armen- mitten auf den Straßen, auf den Marktplätzen, in den Geschäften und zuhause<<. Und ich sage, es wird garantiert nicht so sein, weil es einfach kein „DAS ENDE „geben wird.

Unser Alltag, wird immer wieder neue Infizierte mit sich bringen. Die Welt ist zu groß und die Bevölkerung viel zu zahlreich, als dass die Menschheit Corona ausrotten werden kann. Die Lehren, die der eine mehr, der andere weniger aus den vergangenen Wochen gezogen hat, werden mehr und mehr wie Seifenblasen verpuffen und irgendwann wird alles wie zuvor sein. Wobei - ist es das nicht schon längst wieder? Nur, dass das so keiner richtig bemerkt hat! Immerhin - auf den Straßen reihen sich bereits wieder Auto an Auto, die Einkaufzentren und Innenstädte sind voll und selbst das Schlange stehen vor einigen Eingängen hält die wenigsten davon ab, sich ihrer Kauflust nicht hinzugeben. Homeoffice, ist nur noch für einen kleinen Teil eine Option, Schulen und Kindergärten sind wieder offen, Demos gleichen mittlerweile Großveranstaltungen, die ersten Flugzeuge fliegen wieder gen Süden und bringen die sonnenhungrigen Urlauber wieder an ihre Strände, in den Parks und auf den Liegewiesen tummeln sich die Menschen wie Ölsardinen und in unseren Cafés, Bars und Restaurants kann man schon längst wieder seinen wohlverdienten Feierabend Cocktail trinken. Natürlich alles mit dem nötigen Abstand von 1 Meter 50.  Klar, geht immer noch eine Schippe mehr Normalität.

Vincent van Gogh schrieb – vielleicht sogar bevor er seiner Geisteskrankheit zum Opfer fiel, denn sein Zitat ist ebenso poetisch wie geistreich:

<< die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr<<

Wie recht er doch hat!

Ich für meinen Teil benötige die alte Normalität nicht in allen Lebensbereichen. Ich würde gerne in Zukunft auf breiten Straßen mit Blumen gehen, einen blauen Himmel sehen, dessen Blau mich an weite Ozeane erinnert, in Meeren baden, die sauber und klar, wie Morgentau ist und mich am Lärm der zurückgekehrten Vögel erfreuen.

Gönnen wir der Natur doch einfach ein wenig mehr Ruhe vor uns Menschen – denn letztendlich ist Normalität immer nur das, was wir Menschen daraus machen.

In diesem Sinne

Herzlichst eure / ihre Lilo David. 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
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